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  • AutorenbildFrollein Schreibfeder

Vom Kind gelernt

Spielplatz. Der Himmel bewölkt, die Luft warm, das Töchterchen auf Entdeckungstour. Erstmal ausgiebig schaukeln nebst freudigem Quietschen und Wind im Haar. Dann auf das Karussell, aber nur kurz. Guck mal, ein Klettergerüst! „Da musst du schon alleine hoch.“ sage ich ihr und glaube nicht daran, dass sie mit ihren kurzen Beinchen die Eisenstreben bis nach oben erklimmen kann. Doch weit gefehlt! Töchterchen hat Ehrgeiz (ist das meiner? Würde erklären, wo der hin ist...). Sie schiebt sich mit aller Kraft nach oben und Tadaaa! Geschafft! Ich applaudiere. Jetzt hat sie die Wahl, zwischen rutschen und Sisalhängebrücke. Ich hoffe, sie nimmt die Rutsche, aber quatsch! Sie wendet sich der Brücke zu. Ich gucke, dass ich schnell nach oben komme, um hinter ihr her zu gehen, denn die Seile dieser Brücke sind für größere Kinder ausgelegt und nicht sehr engmaschig. Wenn ich hinter ihr gehe, müsste ich sie halten können. Doch die kleinen Füße meines Töchterchens sind schnell, ihr Ehrgeiz groß (das ist doch meiner!) und schnell tapst sie die schmale Mitte der Brücke entlang, verfehlt den nächsten Tritt und... fällt! Direkt durch die Sisalbänder durch auf die Wiese darunter, die zu allem Überfluss auch noch abschüssig ist. Mir rutscht das Herz in die Hose, ich höre sie weinen, aber von hier oben kann ich nichts ausrichten, also schnell den Weg zurück, den ich gekommen bin, die Eisenstreben runter und zum weinenden Baby. Alles gut? Erstmal nachsehen, ob noch alles dran ist. Das Töchterchen auf meinem Schoß jammert noch etwas, wischt sich Tränen und Rotz mit dem Ärmel ab und steht auf. Ohje, denke ich, jetzt will sie bestimmt nach Hause oder zumindest woanders spielen gehen. Mir würde das Ding hier jetzt auch erst mal für einige Zeit reichen. Doch was soll ich sagen? Meine Kleine trollt sich hoch, rennt um das Klettergerüst herum und beginnt mit einem neuerlichen Aufstiegt über die Eisenstreben. „Du bist ja mutig!“ sage ich und stelle mich wieder hinter sie. Und kaum ist sie oben, will sie mit einer siegessicheren „Das kann ich besser“ -Miene erneut auf die Hängebrücke. Diesmal eile ich schnell außen rum, damit ich sie unten stehend durch die Bänder sichern kann. Nicht ganz leicht, da ich ja ständig umgreifen muss, wenn ich durch die Seile greife, aber es geht. Schrittchen für Schrittchen tapst Töchterchen fröhlich glucksend die Hängebrücke entlang und macht auch am sehr steilen Ende nicht Halt, bis sie auf der anderen Seite steht und mich stolz anstrahlt. „Na, das hast du aber wirklich toll gemacht, meine Große!“ lobe ich sie und eile schnell um die Brücke herum, weil sie jetzt den Abstieg über die Holzschräge wählen will.

Sich so schnell von einem erschreckenden Fall zu erholen und dann einfach wieder in den Sattel zu steigen finde ich absolut bewundernswert. Wie oft lassen wir Großen uns ins Bockshorn jagen, geben nach wenigen Versuchen auf, denken versagensorientiert oder trauen uns erst gar nicht? Und dieses nicht mal zweijährige Kleinkind zeigt mir mal eben sehr deutlich, wie es richtig geht. Geben ihr nicht alle Großen recht? Bill Gates, Disney, Edison und wie sie alle heißen. Sie mussten ebenfalls unglaublich viele Rückschläge auf sich nehmen und haben doch nie aufgegeben. Mit dem Ergebnis, dass sie die Welt beeinflussten und heute jeder ihren Namen kennt.


Wenn du also beim nächsten Mal vom Klettergerüst fällst, steh auf und mach weiter! Vielleicht wird die ganze Welt von deinem Durchhaltevermögen profitieren.

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