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  • AutorenbildFrollein Schreibfeder

Schon wieder vegetarisch...

Achtung! Jetzt kommt ein langer und langweiliger Text über die Unbilden meiner Ernährungsexperimente! Wer sich lieber mit politischen, weltbewegenderen Themen beschäftigt, sollte das hier nicht lesen!

Wer mich kennt, weiß nur zu gut, dass ich mich ständig anders ernähre. Nachdem ich 15 Jahre lang Pescetarierin war (das heißt, ich habe nur Tunfisch und Lachs gegessen und mich ansonsten vegetarisch ernährt), habe ich so ziemlich alles ausprobiert, was man gerade so angeboten bekommt. Paleo, Rohkost, Low-Carb, High-Carb, Schmauen, Zuckerfrei, Vegan, Glutenfrei... alles hab ich durch. Zum Teil aus Neugier, zum Teil aus Überzeugung, aber auch aus gesundheitlichen Gründen habe ich gerne und oft rum probiert. Um`s abnehmen ging es mir meist nur nebensächlich. Ich habe zwar hier und da eine Speckrolle, kann mich aber eigentlich nicht sonderlich beschweren. Hey, dieser Körper hat viele Partys gefeiert, Tonnen von Chips und Schoki verdrückt und ein Kind geboren! Dafür bin ich eigentlich ganz gut in Schuß.

Was mir wirklich am Herzen liegt, ist meine Gesundheit und der Einfluss, den ich auf die Welt um mich herum habe. Ich ernähre mich weitestgehend weizenfrei (ich gönne mir ab und zu mal ein Körnerbrötchen oder Pizzabrötchen beim Italiener). Das tue ich, weil ich fest gestellt habe, dass ich Weizen nicht vertrage. Ich musste schon ziemlich viel rum probieren, um da hinter zu steigen... Dabei hat mir Paleo sehr geholfen. Ich hatte seit 2011 eine ewig lange Symptomliste, mit der ich und meine Ärzte schon lange nicht mehr klar kamen. Da ich keine Medikamente ausprobieren wollte und schon ziemlich viel versucht hatte, wollte ich nochmal über die Ernährung Einfluss auf mein Wohlbefinden nehmen. Ich machte eine 30 Tage-Paleo-Challenge (Paleo360°.de) und war tatsächlich nach einem Monat komplett beschwerdefrei. Was mich enorm beeindruckte, da meine Ärzte mir schon ziemlich starke Medikamente verschreiben wollten und sagten, mehr als das und Entspannungstechniken könne man nicht machen (und ich bin Yogalehrerin – ich weiß, wie man sich entspannt). Nach und nach nahm ich dann wieder Milchprodukte (KÄSE!!!) zu mir und stellte fest, dass das keine akuten negativen Auswirkungen auf mich hat. Als nächstes nahm ich wieder Gebäck in meinen Nahrungsmittelkatalog auf. Brot, Brötchen, Nudeln, Brownies etc. Und es ging mir von Tag zu Tag schlechter. Sobald ich diese Produkte wieder weg ließ, ging es mir gut. Ich habe mich testen lassen, ich habe keine Zöliakie. Und Dinkel zum Beispiel scheine ich viel besser zu vertragen. Also wurde Weizen gestrichen (lest hierzu mal die Weizenwampe-Bücher, wirklich interessant, wenn auch von einem amerikanischen Herzchirurgen geschrieben).

Während meiner Schwangerschaft hatte ich dann viel Zeit, mich weiterhin mit der Ernährung zu beschäftigen und sah mir Dokumentationen an (Cowspiracy, What the health - gibt´s auf Netflix) und YouTube-Videos und las allerhand. Ich kam zu dem Schluss, dass man eigentlich nur noch vegan leben könne, wenn man darüber nachdenkt, was die Tierhaltung mit unserem Planeten und das Fleisch essen mit unseren Körpern anstellt. Außerdem begann ich mich derart zu ekeln, dass ich die letzten 6 Wochen der Schwangerschaft vegan lebte. Milch kriege ich bis jetzt nicht runter, Käse ist merkwürdigerweise kein Problem. Das vegane Leben wurde allerdings direkt nach der Geburt schwierig, da das Krankenhaus, in dem ich mit meiner Tochter lag, außer alten Bananen und schrumpeligen Äpfeln nichts veganes anbot. Allerdings hatte ich in dem Moment meine Gedankenwelt auch ganz woanders, so dass es mich gerade nicht weiter störte.

Die kommenden Wochen und Monate switchte ich zwischen vegan, vegetarisch und hmmmmm-lecker Hühnchen! hin und her. Da ich 6 Monate stillte, schaute ich hauptsächlich darauf, mich gut zu fühlen.

Meine Freunde und meine Familie waren natürlich schon minimal genervt und fragten mich vor jedem Geburtstag oder Grill-Event, ob ich denn nun glutenfreie Pescetarierin sei oder vegane Dinkelakzeptanz vorweisen konnte. Mir gefiel dieser Zustand allerdings auch nicht.

Es ist so: Wenn ich mich vegan ernähre, esse ich mehr Gebäck wie Brot, Brötchen, Tortilla und sowas. Da ich aber den Weizen weg lassen muss, weiche ich auf Glutenfreies oder Selbstgebackenes aus. Das ist teuer und/oder aufwendig und hat im schlimmsten Fall bescheuerte Zusatzstoffe mit geliefert bekommen. Wenn ich mich Paleo ernähre, sind die meisten Gerichte low-carb und mit viel Fleisch. Das möchte ich eigentlich nicht, obwohl es mir körperlich damit nicht schlecht geht. Wenn ich mich aber vegetarisch ernähre, habe ich meiner Veganerseele gegenüber ein schlechtes Gewissen.

Bescheuert, ich weiß. Und jetzt?

Ich bin an einem Punkt, an dem fast alles, was ich esse (außer pflanzliche, unbehandelte Nahrungsmittel) mir ein schlechtes Gewissen machen. Was wirklich blöd ist, denn ich esse und koche wirklich gerne. Vor allem Fleisch möchte ich nicht essen, mag es aber leider schon sehr gerne.

Aber mir reicht´s jetzt. Ich habe jetzt eine klare Entscheidung für mich getroffen, mit der ich 15 Jahre meines Lebens sehr gut gefahren bin und während der ich nichts vermisst habe: Ich bin Vegetarierin. So kann ich Käse und Schoki ohne schlechtes Gewissen schlemmen, wenn ich mal Lust habe, in vegane Gefilde abtauchen, wenn mich die Motivation packt und muss mich nicht quälen, wenn ich über Tierleid, Tierhaltung, Zusatzstoffe und Antibiotika, Vogel- oder Schweinegrippe nachdenke. Ich habe einfach zu viele furchtbare Videos gesehen, als dass ich guten Gewissens in ein Würstchen beißen könnte. Würden diese Zustände sich direkt vor meinen Augen ereignen, würde ich umgehend handeln, aber abgepackte Hähnchenbrust ist okay? Ich will nicht so heuchlerisch sein. Abgesehen von den vielen Berichten und Studien zu gesundheitlichen Schädigungen und negativen Einflüssen auf unsere Körper durch Fleischverzehr und dessen Nebenwirkungen. In der Dokumentation Cowspiracy (in der es nicht vorwiegend um leidende Tiere, sondern den Einfluss des Fleischkonsums auf unsere Umwelt geht) wurde deutlich gemacht, dass es gar nicht genug Landfläche zur Tierhaltung und Tierfutterherstellung gibt, um jedem Fleischesser gerecht zu werden, was dann zu diesen schrecklichen Haltungsbedingungen führt. Das Tier braucht Platz, das Wasser und Getreide zur Ernährung des Tieres muss irgendwo her kommen. Diese Fläche ist absolut unrealistisch, wenn wir alle täglich Wurst und Fleisch haben wollen. Bei einem Vegetarier ist diese Fläche schon extrem viel kleiner, da die Tierhaltung und die dazugehörige Nutzfläche weg fällt. Bei einem Veganer wiederum gleicht diese Fläche einem Vorgarten. Ich lege die Doku jedem ans Herz, der mal genau wissen möchte, was die aktuelle Fleischproduktion mit unserem Planeten macht, ohne zum Vegetarismus oder sogar zum Veganertum nötigen zu wollen. Diese Entscheidung ist eine sehr persönliche.

Für mich jedenfalls steht fest, ich werde versuchen, Eier und Käse auf meinem Speiseplan zu minimieren, möchte sie aber weiterhin genießen, wenn mir danach ist. Aber totes Fleisch werde ich nicht mehr auf meinen Teller lassen. Hierzu empfehle ich übrigens absolut jedem die Kochbücher der bezaubernden Ella Woodward, die es absolut fertig bringt vegan und glutenfrei zu kochen und dabei das immense Geschmackserlebnis in den Vordergrund zu stellen. Ich liebe sie und ihren Blog! (deliciouslyella.com).


Quintessenz: Es ist mir nicht egal, wie es anderen Lebewesen geht und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass es ein bisschen weniger Leid auf dieser Welt gibt. Gesund und einfach leben – das möchte ich.

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