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  • AutorenbildFrollein Schreibfeder

Lauschen

Der Kopf ist voll, das Herz quillt über. Dies und das und jenes. Das muss ich noch und das wollte ich gleich... Es ist laut, obwohl keine Musik läuft, obwohl der Fernseher aus und außer dir niemand im Raum ist. In deinen Gedanken herrscht Chaos, die dreispurige To-do-Listen-Autobahn ist überfüllt, zähfließender Verkehr, Autohupen, Mittelfinger. Dir fällt schon gar nicht mehr auf, wie angespannt deine Schultern sind. Die Wäsche, die Kinder, der Job, wo ist eigentlich mein Kalender?

Wie kommst du bloß aus dieser Nummer wieder raus?

Lausche. Was hörst du? Außer deinen Gedanken, außer dem Wahnsinn hinter deiner Stirn? Lausche. Psssst. Was hörst du?

Das Meckern der Amsel nebenan? Den Fernseher des Nachbarn?

Lausche. Sei ganz still. Nur ganz kurz. Was hörst du? Autos, die vorbei fahren? Gemurmelte Gespräche? Die Stille eines warmen Sonntagnachmittags?

Hast du einen Balkon, einen Garten? Geh raus. Hast du keines von beidem, öffne das Fenster weit. Noch besser, geh spazieren. Schuhe an und raus. Zu Fuß. Langsam. Schritt für Schritt.

Lausche. Was hörst du? Den Rasenmäher? Das Klingeln eines Fahrrads?

Gehe. Einen Fuß vor den anderen. Sieh dich um. Was siehst du? Schaue dich mal um, als würdest du nicht hier wohnen. Als wärst du zu Besuch. Was nimmst du wahr?

Und vergiss nicht zu lauschen. Höre hinter deine Gedanken. Stell dir vor, du würdest den Gedanken eines anderen Lauschen. Es sind gar nicht deine. Sie gehören dir nicht. Du bist eigentlich furchtbar unbeteiligt an all diesen Gedankengängen, Botschaften, Pseudoweisheiten. Höre hinter das blabla. Einfach mal so. Ganz locker.

Lausche ganz sacht, ganz tief. Atme mal richtig. Tief. Ganz ein, ganz aus. Was machen deine Schultern?

Lausche in dich hinein. Hinter dich, neben dich?

Was hörst du wirklich? Wer bist du wirklich?


Stille.

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