top of page
Suche
  • AutorenbildFrollein Schreibfeder

Das süße Nichtstun

Aktualisiert: 17. März 2018

Ich übe mich in süßem Nichtstun. Hätte mir jemand vor 15 Jahren gesagt, dass ich damit mal Schwierigkeiten hätte, ich hätte schallend gelacht. Rum hängen und meine Zeit vertrödeln, darin war ich einst Meisterin. Was ist also passiert? Wieso kann ich mich in unserer Wohnung nicht umsehen, ohne mich zu fragen, welche Wand ich streichen oder welches Regal ich noch weg minimalisieren könnte? (Oh, ich hätte da Ideen...)

Was ist aus den faulen Sonntagen geworden? Wenn du mich jetzt Montags fragst, was ich Sonntags gemacht habe und ich antworte mit „Och, nix.“ dann beinhaltet das einen Waldspaziergang mit Kind nebst Brötchen holen gegen 10, Frühstück machen, Wäsche, Küche, Böden säubern, Steuer erledigen, mit 4 Leuten telefonieren, mindestens 1 Zimmer renovieren, einen Ausflug nach Saudi Arabien und die Rettung des Regenwaldes. Am Vormittag. Und weil mir vom Nixtun so langweilig ist, treffe ich am Nachmittag noch Freundinnen und gehe mit denen und Kind Eis essen. Oder so ähnlich. Ich weiß wirklich nicht, wann ich von einer fortgeschrittenen Müssiggängerin zu einer aktivitätssüchtigen Halbirren mutiert bin und es tut mir auch leid. Also lautet der Plan: Ich muss mal mehr Nichtstun. Oder weniger Mehrtun. Du weißt schon. Meine Tochter hilft mir heute großartig dabei. Ich erwische mich schon am frühen Morgen dabei, kritisch das Bücherregal (welches ich wirklich wirklich schon 5x minimalisiert habe) zu beäugen. Aber mein Minime möchte spielen. Also: Nichtstun mit Sinn lautet hier die Devise! Ich setze mich auf unser Schlumpfkissen (du weißt schon, so ein großes mit Styroporkügelchen gefülltes) und bin einfach nur da. Minime trägt einige Bücher heran, setzt sich auf meinen Schoß und erklärt mir in ihrem Kauderwelsch die Welt. Ich bin einfach nur bei ihr, halte sie, schaue brav das Buch, mache Tiergeräusche und genieße ihre Wärme und Nähe. Sie krabbelt auf mir herum und genießt sichtlich die Mamazeit. Sicher, das mache ich täglich nach der Kita, damit sie runter kommt, sich entspannen kann und wir Zeit haben. Aber oft denke ich dabei über irgendetwas nach, meist über leidliche To-Do-Listen, gehe in Gedanken schon wieder den nächsten Einkauf durch und stehe doch nach 10-15 Minuten wieder auf, um Essen zu machen.

Aber nicht heute, no Sir! Heute ist süßes Nichtstun angesagt und meine Kleine legt sich nach dem dritten Buchguckdurchgang einfach auf mich drauf und umarmt mich. Mir geht das Herz auf und ich denke bei mir, dass diese Momente doch wirklich das sind,worum es geht. Die Quintessenz dieses meinen Lebens ist dieses kleine Lebewesen. Und ihr ist es furchtbar egal, ob die Böden sauber oder die Regenwälder gerettet sind. Sie will nur mit mir auf dem Schlumpfkissen schlumpfen. Und ich will das auch.


1 Ansicht0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Zeit

bottom of page